"Wenn du es eilig hast -

gehe langsam!"

Tipps für ein entspanntes Üben

Wer mit der Übung der Achtsamkeit beginnt, sollte sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. Erinnern Sie sich, wie selten wirklich achtsame Momente sind, und wie oft wir abgelenkt und im Autopiloten unterwegs sind. Daher macht es keinen Sinn, sich vorzunehmen, ab sofort den ganzen Tag achtsam zu sein. Deshalb hier ein paar Tipps.

 

Lassen Sie sich Zeit!

  • Überfordern Sie sich nicht!
  • Hohe Erwartungen und Ziele führen zwangsläufig zu Enttäuschungen.
    Und: Sie sind im Grunde das Gegenteil von Achtsamkeit.
  • Lassen Sie sich Zeit! Achtsamkeit zu entwickeln ist ein individueller und lebenslanger Prozess! Wir würden ja auch nicht von uns erwarten, dass wir innerhalb von ein paar Wochen perfekt Klavier spielen könnten.
  • Gehen Sie in kleinen Schritten vor und üben Sie Achtsamkeit in ruhigen Situationen.
  • Wenn Sie segeln lernen möchten, würden Sie auch nicht bei Sturm mit dem Lernen beginnen, sondern bei eher gemäßigter See.

Üben Sie sich im Annehmen

  • Lassen Sie alles so sein wie es jetzt gerade ist, auch wenn es unangenehm ist.
  • Wir geben diesen Erfahrungen in uns Raum, um uns ihrer gewahr zu werden. Warum? Weil sie ohnehin da sind. Weil sie Teil unserer Realität sind.
  • Wenn wir unser ganzes Leben leben möchten, gehört alles dazu, auch unangenehme Erfahrungen. 
  • Auch aufkommende Gedanken dürfen sein. Nehmen Sie Gedanken als vorübergehende geistige Aktivität wahr, mit der Sie sich nicht weiter beschäftigen müssen. Indem Sie diese Haltung einüben, werden sie nicht mehr so schnell mitgerissen von ihren Gedanken. 
  • Lassen Sie so gut es geht alles was auftaucht einfach da sein. Sie können nichts falsch machen.

Genießen Sie bewusst das Angenehme

  • Die Welt ist vielschichtig. Sie ist bunt und reich an Phänomenen, Ausdrucksformen und Erlebensmöglichkeiten.
  • Unser Geist neigt jedoch dazu, wenn es uns schlecht geht, die schönen, angenehmen Dinge nicht mehr wahrzunehmen. 
  • Öffnen Sie daher Ihre Wahrnehmung auch für das Angenehme und genießen Sie bewusst, z.B. die Wärme der Sonne auf der Haut, das Lachen von Kindern oder eine freundliche Begegnung im Alltag, die hellen freundlichen Farben des Lichts, oder die kühle Frische eines nebeligen Morgens. 
  • Das bedeutet nicht, dass Sie sich einreden, dass es ihnen gut ginge. Sie sind nur einfach offen, auch die schönen Augenblicke und Seiten im Leben zu sehen und sie wertzuschätzen.

Haben Sie Geduld

  • Die Dinge brauchen ihre eigene Zeit, um sich von selbst entfalten zu können. 
  • Vielleicht kennen Sie den Spruch: "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht."
  • Also ziehen Sie nicht an sich selbst. Es bringt meist wenig, außer Enttäuschung darüber, dass man nicht dahin kommt, wo oder wie man gerne wäre. 
  • Vielmehr geht es darum gute Bedingungen zu schaffen, damit Wachstum und Bewegung, Richtung und Reifen möglich ist. 
  • Viel wichtiger als schnelle Ergebnisse ist die Energie und die Motivation, mit der Sie Achtsamkeit üben: offen, neugierig, empfangsbereit - und mit einer freundlichen inneren Haltung.
  • Vertrauen Sie darauf, dass auch Schwierigkeiten ihren "eigenen Sinn" haben und sich alles von selbst entwickelt - in seinem eigenen Tempo und in seiner eigenen ganz individuellen Weise.

Erlauben Sie sich Humor

  • Sicher kennen Sie das: Wie befreiend es sein kann, über sich selbst zu schmunzeln.
  • Humor schafft Weite und Distanz zum eigenen Erleben, verbunden mit einem positiven Gefühl.
  • Erlauben Sie sich, dieses freundliche humorvolle Verhältnis zu sich selbst zu entdecken. 
  • Humor kann wunderbar helfen, seine eigenen Schwächen, Unzulänglichkeiten und vermeintlichen Fehler zu akzeptieren. 
  • Wenn Sie also wieder einmal bemerken, dass Sie in Gedanken abgeschweift oder mit einem ständigen "Etwas-Erreichen-Wollen" unterwegs sind, dann können Sie vielleicht ein schmunzelndes Lächeln aufsetzen und die Sache mit Humor nehmen.
  • Sie dürfen auch mal herzlich über sich selbst lachen.
  • Freundlicher Humor ist ein Ausdruck von Weisheit: Er versteht und akzeptiert, dass die Dinge nicht immer so laufen, wie wir uns das wünschen. 

Herausforderungen beim Üben

Dieser gelassene Umgang mit den eigenen Erfahrungen muss trainiert werden. Er ist uns nicht in die Wiege gelegt. Unser menschliches Gehirn funktioniert oft anders, ist dazu gemacht, zu analysieren, vorauszuschauen und rück zu blicken, blitzschnell zu bewerten und zu reagieren. Sie werden daher beim Üben der Achtsamkeit immer wieder bemerken, wie oft Sie

  • in Gedanken abschweifen, z.B. "Nachher muss ich noch das und das tun!"
  • sich selbst und Ihre Wahrnehmung bewerten, z.B. durch den Gedanken "Wieso schweife ich eigentlich immer ab?  Ich kann nicht einen Moment bei der Sache bleiben."
  • Dinge anders haben wollen als sie gerade sind, vielleicht ärgern Sie sich über die Unruhe in Ihrem Körper und Geist, weil sie sich doch so sehr die Ruhe wünschen..., oder Sie ärgern sich über Geräusche, die Sie von ihrer Aufmerksamkeit "ablenken"

Diese Erkenntnisse sind wichtig. Je länger Sie sich in Achtsamkeit üben, desto häufiger werden Sie sich dieser Vorgänge bewusst. Verurteilen Sie sich nicht dafür! Das ist ganz normal. Schließlich nehmen Sie nun alles bewusster wahr. Daher ist es eigentlich ein gutes Zeichen. Alle Menschen, selbst Mönche mit jahrzehntelanger Meditationserfahrung, schweifen ab in Gedanken und haben innere Bewertungsmuster. Es geht nicht darum, all das loszuwerden, sondern darum, eine gelassenere Haltung zu unserem Erleben zu entwickeln. 

 

Um diese weitere Perspektive und neutrale Postion uns selbst gegenüber zu entwickeln, müssen wir zunächst erkennen, dass wir fast unablässig damit beschäftigt sind, innere und äußere Erfahrungen zu bewerten und darauf zu reagieren. Wenn wir lernen und selbst zu beobachten merken wir, wie schnell unser Geist unser Erleben mit Urteilen regelt, klassifiziert und etikettiert.

 

Beim Üben der Achtsamkeit entdecken wir mehr und mehr diesen urteilenden Geist, sobald er sich zeigt. Wir können nach und nach eine weitere Perspektive gewinnen, indem wir die Rolle eines neutralen Beobachters einnehmen, der nichts tut, als zu beobachten was geschieht. 

 

Wir verbinden uns geduldig immer wieder aufs Neue mit der inneren freundlichen Absicht, die Dinge so sein zu lassen wie sie sind. Die Früchte der Achtsamkeitspraxis zeigen sich dann allmählich von ganz allein. 

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